Die nächsten Schritte auf dem sehr langen Weg zur guten und sicheren Schiffsführung zeigt der dritte Teil der Yachtserie für interessierte zukünftig Yachtsportler/innen sehr deutlich auf. Nämlich, dass man erst nach und nach ein guter Yachtsportler wird und nicht mit einer „nur online“ bestandenen Sportbootführerschein Prüfung sofort ein Boot für den nächsten Urlaubstörn chartert oder sogar ein Boot kauft. Es fehlt dann bei den meisten Einsteigern an praktischer Erfahrung, der „Seemannschaft“. Eine wirklich gute Seemannschaft, welche für eine sichere Führung eines Bootes erforderlich ist, lernt man am besten von erfahrenen Profis in einer „anerkannten“ (zertifizierten) Sportbootschule. Ohne ausreichend viele Seemeilen Erfahrung sollte niemand, zumindest eine größere Fahrtenyacht führen. Selbst die erforderlichen 300 sm (Seemeilen) für den SKS (Sportküstenschifferschein, der nächst höheren Lizenz für das Segeln und den Motoryachtsport im Seebereich, sollten lediglich ein Anfang sein und befähigen in der Regel noch nicht die Rolle einer Skipperin / eines Skippers zu übernehmen.
Der Jahrhunderte alten Regel der Seefahrt zufolge (gilt übrigens auch für die Binnenschifffahrt) haben Schiffsführer/innen (egal ob Skipper/in in der Sportschifffahrt oder Kapitän/in in der professionellen Seefahrt) die absolute Kommandogewalt an Bord. Sie sind aber auch für fast alles verantwortlich was auf dem Schiff oder im Zusammenhang mit dem Schiff passiert, bis zur Havarie mit ggf. hohen Sachschäden und/oder sogar wenn Personen zu Schaden gekommen sind. Daraus resultierend ist es für neue Crewmitglieder nicht immer verständlich, dass Anordnungen von Schiffsführer/innen ohne Wenn und Aber zu befolgen sind und Eigeninitiative fehl am Platze sein kann.
Die Empfehlung ist, sich vor Törnbeginn möglichst zu einem Crewtreffen zu verabreden oder zumindest vor dem Ablegen ein Gespräch mit der/dem Skipper/in zu führen. Dadurch erfährt man welche Art von Schiffsführung einen erwartet. Wird eine aktive Beteiligung an allen Tätigkeiten an Bord und/oder an Land von der Crew erwartet, was übrigens normal ist oder möchte der/die Skipper/in / der Crew ein absolutes Wohlfühlprogramm bieten und erledigt alle Tätigkeiten selbst. Natürlich lernt man mehr durch aktive Einbindung in möglichst alle Tätigkeiten an Bord und im Zusammenhang mit dem Törn. Jedes Crewmitglied sollte auch klar darlegen wieviel Erfahrung es bereits auf Fahrtenyachten erlangt hat. Man sollte immer neugierig sein und die Bereitschaft zur Mitarbeit signalisieren, ohne aber voreilig zu handeln. Ein absolutes muss ist die „Creweinweisung“ und die Besprechung der „Sicherheitsrolle“. Was funktioniert wie an Bord und was ist im Notfall von wem zu tun. Sicherheit, wie z. B. immer eine Rettungsweste zu tragen und die Benimmregeln auch gegenüber anderen Yachtsportlern sind ebenfalls ein muss.
Als sehr sinnvoll wird es erachtet, dass die wichtigsten seemännischen Knoten beherrscht werden, wie sie unter Anleitung in jeder Sportbootschule gelehrt werden, bis sie perfekt beherrscht werden. Ansonsten nochmals trainieren bis sie wieder sicher und schnell beherrscht werden. Mindestens sollten aber die gängigsten Knoten wie Palstek, Webleinstek und das Belegen einer Klampe wieder beherrscht werden. Auf einer Segelyacht gehört in jedes Ende einer Schot ein Achtknoten.
Unbedingt Beachtung finden muss an dieser Stelle auch noch die persönliche Ausrüstung eines Crewmitglieds. Als Allerwichtigstes und an erster Stelle ist eine Qualitätsrettungsweste mit Lifebelt / Lifeline zu nennen. Von der Rettungsweste kann das eigene Leben abhängen! Für Sparen ist hier der falsche Ort! Unbedingt Produkte namhafter Hersteller wählen und keine Billigprodukte unbekannter ausländischer Hersteller wählen. Je nach Törngebiet und Jahreszeit sind mehr oder weniger wasserfeste Kleidung und rutschfeste Stiefel zu nennen. Im Weiteren sind UV- Schutzbrille und Sonnencreme sowie persönliche Medikamente zu nennen. Checklisten für den Törn gibt es für eine geringe Gebühr (ca. 1 € zum Download) z. B. von der Kreuzerabteilung des DSV (Deutscher Segler Verband) – www.dsv.org -.
Auf Fahrtenyachten, egal ob Segelyacht oder Motoryacht, befindet sich eine umfangreiche Menge an verschiedenster Technik. Wer nicht schon von Hause aus über mehr oder weniger spezifisches technisches „Know How“ verfügt, sollte dem oder der Schiffsführer/in ruhig mal über die Schulter schauen und sich einiges erklären lassen oder sich vor dem Kauf eines Bootes in Fachseminaren zu Motor, Batterien, Hydraulik, Bordheizung, Navigationselektronik und Lichterführung ein Grundlagenwissen aneignen. Für neue Eigner/innen einer Yacht lässt sich die Aufzählung nahezu unendlich erweitern.
Trainiert werden, durch permanentes Üben („Learning by doing“), müssen die Hafenmanöver und bei Segelyachten zusätzlich, die Segelmanöver, um sie in verschiedensten Situationen, z. B. unter Wind- und Stromeinfluss sicher beherrschen zu können. Einige Beispiele sind das Einlaufen in eine enge Boxengasse bei querlaufendem Strom und / oder Windeinfluss oder das Schleusen eines Bootes. Erst einmal bei einfachen Manövern sollte man die / den Schiffsführer / in fragen, ob man auch einmal selbst die Crew einweisen und das Ruder übernehmen darf. Eine gute Schiffsführung zeichnet aus, dass man die Crewmitglieder, entsprechend dem Ausbildungsstand, möglichst häufig Tätigkeiten und Manöver, unter Aufsicht, selbst durchführen lässt. Bei allen Manövern gilt eine klare Rollenverteilung und eindeutige Kommandos.